Entdeckungsreisen

Der Billard-Verband Baden-Württemberg und die Anti-Doping-Regelungen

Worum geht es?

Nachdem das Pool-Billard eine „ordentliche“ Sportart sein möchte, muß es sich auch mit der Dopingthematik auseinandersetzen. Die Deutsche Billard-Union hat dazu Anti-Doping-Richtlinien erlassen.

Jeder Sportler muß also eine „Sportlererklärung“ unterschreiben. Das betrifft auch Sportler in der alleruntersten Liga, die weniger Leistungssport und mehr Freizeitvergnügen suchen (in meinem Fall war es die Kreisliga A). Dopingkontrollen wären theoretisch sicherlich möglich, finden dort aber natürlich nicht statt. Inwieweit im Spitzensportbereich (Deutsche Bundesliga oder auch internationale Wettbewerbe) Dopingkontrollen vorgenommen werden, ist mir nicht bekannt.

Die Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA umfaßt ausdrücklich auch Alkohol, wobei für verschiedene Sportarten verschiedene Grenzwerte festgelegt worden sind. Billard wird ohne Grenzwert aufgeführt, es darf also offenbar überhaupt kein Atem- oder Blutalkohol nachweisbar sein.

Hier soll jetzt nicht thematisiert werden, wie sich das Verbot von Alkohol mit einer Sportart, die überwiegend in Gastronomiebetrieben ausgeübt wird, vereinbaren läßt. Das beleuchte ich etwas näher in einem anderen Artikel.

Der BVBW greift ein

Ich vermute jedoch stark, daß diese Zusammenhänge Einfluß auf die Entscheidung des Billard-Verband Baden-Württemberg hatten, zur Ligasaison 2005/2006 folgende Erklärung an alle Vereine zu verschicken (diese Erklärung hing bei uns im Vereinslokal am Schwarzen Brett des Vereins) und im Internet neben den sonstigen Regelungen wie Spielregeln, Sport- und Turnierordnung etc. zum Download bereitzustellen. Leider ist die Erklärung im Internet nicht mehr zu finden; dort sind nur Dokumente der aktuellen Saison zu finden.

Ich habe mir den genauen Wortlaut damals jedoch notiert.

"Die wichtigsten Änderungen der STO des BVBW zur Saison 2005/2006" (Kommentar zu Punkt 2.4):

Das Präsidium des BVBW und die Kreisvorstände ersuchen alle Vereine mit dieser Regelung feinfühlig umzugehen. Wir haben uns hier an Vorgaben aus den übergeordneten Organisationen zu halten, würden es aber nur ungern sehen, wenn wir diese auch anwenden müssten. Wir sind nicht im geringsten daran interessiert unseren Spielbetrieb damit einzuschränken und SpielerInnen zu maßregeln. Natürlich nur, solange wir keinen Anlass dazu haben.

Kommentar

Bemerkenswert, nicht wahr? Man spürt deutlich die Hilflosigkeit angesichts der „übergeordneten Organisationen“ (immerhin der Bundesverband sowie die nationale und die internationale Anti-Doping-Agentur). Also bittet man alle Vereine, doch nur so zu tun, als ob.

In einem bekannten Billard-Webforum gab sich ein Poster als „BVBW-Vizepräsident Sport“ zu erkennen und erklärte folgendes:

der kommentar dient ausschließlich dazu zu vermeiden, dass jedes spiel künftig mit einer doping-sperre endet...

Er erklärte ferner, wenn eine Überschreitung des Grenzwert nachgewiesen wird, werde auch gemäß Regeln verfahren.

Nur, genau darum geht es ja im Kommentar: Wegschauen.

#Sport